Ich habe durch Zufall eine Immobilie bei uns in der Stadt gefunden die interessant aussah. Ein altes Fachwerkhaus mit geschätzten 120m2 inkl Ladenfläche. Viel mehr Informationen hatten wir eigentlich nicht. Außer, dass es total vermüllt ist. Das Haus hatte einen Startpreis von 16.000€ und es handelte sich nicht um eine Zwangsversteigerung. Normalerweise kostet bei uns der Quadratmeter Wohnfläche um die 1000-2000€.
Ich habe mir das Haus mit einem Kumpel vor Ort angeschaut. Man konnte sehen, dass das Dach noch einen soliden Eindruck gemacht hat. Es gab etwas Glasbruch aber mehr konnte man nicht erkennen. Die Fassade könnte auch eine leichte Renovierung gebrauchen können. Eine Sanierung wäre zu viel des Guten. Ein bisschen Farbe und ein paar Fenster tauschen und von vorne wäre das Haus wieder in Ordnung gewesen. Nach drinnen konnte man leider nicht schauen. Nur in einem kleinen Schaufensterausschnitt konnte man erahnen was sich hinter der Tür verbirgt. Jede Menge Sperrmüll oder Trödel. Vermutlich bis unters Dach gestapelt. Geschätzte 10 Container oder so. Auf der Rückseite des Hauses das gleiche Spiel. Überall Zeug.
Da wir noch ein wenig mehr über das Objekt erfahren wollten, haben wir einfach den Gemüsehändler von nebenan gefragt was über Haus weiß. Der meinte, dass ist alles Schrott. Seit 10 Jahren war dort keiner mehr. Er würde es nichtmal geschenkt nehmen. Auch nicht wenn er hinten den Parkplatz nutzen könnte.
Nach ein bisschen hin und her überlegen, haben wir uns allerdings entschlossen auf das Teil zu bieten. Bis zu 20.000€ würden wir dafür bieten. Wir sind davon ausgegangen, dass das Bad, Elektroinstallation, Heizung, Fußböden usw alles kaputt sind. Die Ladenfläche ist nicht zu vermieten da die Stadt schon sehr viel Leerstand hat.
Also wäre es eine Option dort eine Wohnung oder Ferienwohnung zu errichten. Ich habe auf Ferienwohnung plädiert. Wir wollten das allerdings später klären wenn die Bude leer ist. Zur Not wäre es ein Lager für mich geworden.
Am nächsten Morgen habe ich noch versucht ein paar Infos zu bekommen die in dem ausführlichen Exposé nicht enthalten waren. Ich habe die Maklerin angerufen um zu erfahren, ob die Maklerin selbst in den Haus war. Sie hat nur verneint und gesagt man kommt aufgrund des Mülls dort nicht rein. Vordere Tür geht nur 30cm weit auf und im hinteren Teil kommt man auch nicht sehr weit.
Wir haben uns das Haus am Mittwoch angeschaut und am Freitag wäre die Auktion gewesen.
Ich habe somit am Donnerstag bei der Westdeutschen Grundstücksauktionen AG angerufen und mich erkundigt was wir benötigen um das Haus zu ersteigern.
Wir brauchten:
- Ein Nachweis, dass wir das Haus auch bezahlen können, zumindest das Mindestgebot.
- Wir mussten jeder ein Postident ausführen
- Einige Zettel unterschreiben
Und das alles innerhalb eines Tages… Das war auf jeden Fall eine Herausforderung.
Ich habe dann meine Telefonnummer angegeben damit mich das Auktionshaus anrufen kann, wenn die Auktion des Objektes beginnt. Es ist nunmal noch Corona und es gab nur eine online Versteigerung. Bzw habe ich per Telefon mitgeboten.
Die Auktion
Ich wurde dann an Freitag kurz vor 12 angerufen als unsere Schrottbude an der Reihe war. Es soll drei Interessenten geben. Insgesamt haben allerdings nur wir und eine andere Partei geboten. Bei 22.000€ habe ich dann die Reißleine gezogen über nicht mehr weiter geboten. Das Haus ist nun also die 23.000€ versteigert worden. Zum zweiten Mal übrigens. Das Haus wurde dort nämlich schon ein anderes Mal versteigert, allerdings sogar für 36.000€. Der Käufer davor ist von der Auktion zurückgetreten und musste eine Strafe zahlen. Schade das wir das Haus nicht bekommen haben, aber wer weiß, vielleicht tritt der neue Käufer ebenfalls zurück.
Für mich war es auf jeden Fall eine spannende Angelegenheit. Ich war sogar relativ aufgeregt. Ich habe noch nie etwas für solch einen Betrag ersteigert bzw. geboten. Ich bin knapp über unser Limit gegangen, aber war stark genug dann doch aufzuhören. Aber wer weiß was die anderen als maximal Gebot hatten. 25.000€? 30.000€?
Ist allerdings auch egal. Ich würde nicht einmal sagen, dass ich traurig bin weil wir das Haus nicht bekommen haben. Es wäre nur ne Wundertüte für viel Geld geworden.
Da das Haus bei uns in der Nähe ist, werde ich dort nun ab und an vorbeischauen und gucken ob sich was tut. Vielleicht kann ich mir das Haus ja im Nachhinein Mal anschauen und den neuen Besitzer kennenlernen. Möglicherweise will er das ja schnellstens loswerden 🙂
Wir haben nämlich die richtigen Leute für so ein Projekt an der Hand.